KI killt gewisse Jobs!
- erichuesler
- 1. Sept.
- 2 Min. Lesezeit

Eine zentrale Frage bei der Entwicklung künstlicher Intelligenz (KI) ist, ob sie Arbeitsplätze vernichtet – und wenn ja, wie schnell. Die Einschätzungen dazu gehen weit auseinander: Manche glauben, dass bald niemand mehr arbeiten muss, weil KI alles übernimmt. Andere wiederum erwarten, dass die KI-Blase platzt und die erhofften Effizienzgewinne ausbleiben. Doch bisher fehlen vor allem verlässliche Zahlen, um diese Zukunftsprognosen einordnen zu können.
Drei Stanford-Forscher – Erik Brynjolfsson, Bharat Chandar und Ruyu Chen – haben nun herausgefunden, dass KI bereits spürbare Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt hat, besonders für Berufseinsteiger. Junge Menschen zwischen 22 und 25 Jahren haben es in bestimmten Branchen deutlich schwerer, ihre erste Stelle zu finden. Betroffen sind vor allem Bereiche, die sich leicht durch generative KI automatisieren lassen, etwa Softwareentwicklung und Kundenservice. Während ältere Mitarbeiter in diesen Branchen weiterhin eingestellt werden, sinkt die Zahl der Neueinstellungen bei Jüngeren.
Andere Ursachen konnten die Forscher ausschließen. Zudem stellten sie fest, dass dieser Effekt erst Ende 2022 einsetzte – genau zu dem Zeitpunkt, als ChatGPT erschien. Der Grund: Berufseinsteiger bringen hauptsächlich „Buchwissen“ mit, das KI-Modelle leicht ersetzen können. Erfahrungswissen dagegen, das sich erst mit der Zeit ansammelt, lässt sich schwerer automatisieren. Deshalb trifft es Einsteiger besonders stark.
Für ihre Analyse nutzten die Forscher Daten von ADP, dem größten Gehaltsabrechnungsdienst in den USA, sowie Auswertungen von Anthropic. Sie zeigten, dass Jobs am stärksten gefährdet sind, wenn KI-Aufgaben komplett automatisieren kann. Seit Oktober 2022 ist die Beschäftigung junger Softwareentwickler bis Mitte 2025 um fast 20 Prozent zurückgegangen. Ähnliches gilt für den Kundenservice, während andere Büroberufe bisher nur schwächer betroffen sind. Auffällig: Die Gehälter haben sich bisher nicht verändert – es verschwinden vor allem Einsteigerjobs.
Auch Meldungen aus der Wirtschaft bestätigen diesen Trend: Amazon (AWS) kündigte im Sommer hunderte Stellen, vor allem im Kundenbereich, weil KI-Agenten diese Aufgaben übernehmen können. KI-Agenten sind Programme, die Aufgaben eigenständig ausführen, etwa Code schreiben, Texte übersetzen oder Routinetätigkeiten erledigen. Amazon-Chef Andy Jassy betonte, dass dadurch weniger klassische Jobs gebraucht werden, gleichzeitig aber neue Aufgaben entstehen. Auch andere große Unternehmen wie Microsoft, Meta, Spotify und IBM haben bereits Stellen abgebaut, um Kosten zu sparen und KI einzusetzen. Microsoft ließ verlauten, dass schon jetzt rund 30 Prozent des firmeneigenen Codes von KI geschrieben werden – bis 2030 könnten es bis zu 95 Prozent sein.
Besonders betroffen sind einfache Tätigkeiten, die bisher von Berufseinsteigern erledigt wurden. Für sie bleibt kaum noch Platz: Nur wer genug Erfahrung mitbringt, um KI-Systeme zu überwachen oder sehr komplexe Aufgaben zu lösen, hat weiterhin gute Chancen. Doch selbst diese Aufgaben könnten mit dem technischen Fortschritt bald weniger werden.
Selbst Experten sind überrascht, wie schnell dieser Wandel passiert. Dario Amodei, Chef von Anthropic, warnt, dass KI innerhalb von fünf Jahren bis zur Hälfte aller Einstiegsstellen in Büroberufen vernichten könnte. Viele Betroffene würden das erst merken, wenn ihr Job schon verschwunden ist – es fehlt sozusagen ein „Frühwarnsystem“.








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