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Der Arbeitsmarkt kommt richtig in Fahrt

Weniger Arbeitslose, mehr offene Jobs, mehr Inserate und positive Erwartungen: Der Stellenmarkt erholt sich rasch vom dramatischen Einschnitt durch die Pandemie.

Pierre Weill ?



Besonders schwierig zu finden sind diplomierte Intensiv-Pflegefachpersonen.

Der Schweizer Arbeitsmarkt erholt sich von der Krise und bewegt sich bereits wieder nahe am Vor-Corona-Niveau. Gesucht werden insbesondere IT-Fachleute. Doch fehlt beispielsweise Grossverteilern auch Personal im Lebensmittelverkauf. «Aktuell sind bei Coop Schweiz rund 1400 Stellen offen», sagt Mediensprecher Kevin Blattler. «Das sind etwa 15% mehr als zum selben Zeitpunkt 2019», also vor Ausbruch der Pandemie.

Beim Universitätsspital Zürich (USZ) sind 169 Stellen unbesetzt. «Im Durchschnitt sind jeweils rund 130 Stellen am USZ ausgeschrieben, die Zahl schwankt», sagt Sprecherin Katrin Hürlimann. «Wir können keinen Un¬terschied zur Zeit vor dem Co¬ronavirus-Ausbruch feststellen. Schon vor der Pandemie waren die diplomierten Pflege- und In¬tensiv-Pflegestellen am schwierigsten zu besetzen.» Das USZ ¬beschäftigt 8546 Personen und 700 Auszubildende.


Eine Umfrage bei verschiedenen Schweizer Grossunternehmen zeigt, dass durchaus wieder Stellen offen sind (siehe Tabelle). Dies bestätigten auch die jüngsten Arbeitsmarktzahlen des Staatssekretariats für Wirtschaft. Ende Juni lag die Arbeitslosenrate bei 2,8% nach 3,1% im Mai. (Im Juni 2019 lag die Quote allerdings bei 2,1%.) Bei den Regionalen Ar-beitsvermittlungszentren (RAV) sind aktuell 131821 Arbeitslose eingeschrieben, 11145 weniger als im Vormonat und 18468 Personen weniger als vor einem Jahr. Die Zahl der bei den RAV gemeldeten offenen Stellen erhöhte sich um 10% auf 60717.

Bereits wieder im Plus


Zugenommen haben auch die öffentlich ausgeschriebenen ¬Stellenangebote. Gemäss dem Adec¬co Group Swiss Job Market Index des Stellenmarkt-Monitors Schweiz der Universität Zürich legten die ausgeschriebenen Stellen im zweiten Quartal um 28% gegenüber dem Vorjahr zu und liegen nur noch 6% unter dem Vor-Pandemie-Niveau; für Informatikberufe liegt die Nachfrage im zweiten Quartal bereits höher.

Die Corona-Krise beschleunig¬te die Digitalisierungsprozesse. «Dies lässt der Anstieg in den ¬Informatikberufen vermuten, der im Vergleich zu kurz vor dem ersten Shutdown plus 14% beträgt», kommentiert Anna von Ow vom Stellenmarkt-Monitor Schweiz.

Die meisten anderen Berufe haben das Vor-Corona-Niveau bei den Stellenausschreibungen jedoch noch nicht erreicht. Die Berufe im Gastgewerbe und in persönlichen Dienstleistungen erlitten seit dem ersten Shutdown den stärksten Einbruch (–34%), gefolgt von Büro und Verwaltung.

Im Zuge der Lockerungen der Corona-Massnahmen des Bundesrats nahm auch die Temporärbranche zwischen März und Juni Fahrt auf. Event- und Gastrobe¬triebe wurden geöffnet, und die Bevölkerung holte ihr Konsumbedürfnis nach.


Zuerst abwarten

In einer ersten Phase nach der Wiedereröffnung zogen es viele Arbeitgeber vor, abzuwarten, wie sich die Wirtschaft erholt, und Personal temporär anzustellen. Dies führt zu einem verstärkten Rekrutierungsbedarf, schreibt der Branchenverband der Temporärvermittler Swissstaffing. Die Temporärarbeitenden leisteten einen Viertel mehr Einsatzstunden gegenüber dem Vorjahresquartal. Die Temporärbranche gilt als Frühindikator für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung des Arbeitsmarkts. Sie hat schon fast das Vorkrisenniveau wieder erreicht.

Schliesslich untermauert auch der Beschäftigungsbarometer des Schweizerischen Arbeitgeber¬verbandes die rasante Erholung der Wirtschaft und des Arbeitsmarkts. Sämtliche Branchen schätzen die Geschäftslage und den Arbeitsmarkt positiver ein als im vierten Quartal 2020. Einzig das Gastgewerbe sieht die Beschäftigungslage negativer.


Grundsätzlich ist der Ausblick für den Arbeitsmarkt also sehr gut. Lediglich die Ausbreitung der Delta-Variante von Sars-CoV-2 sorgt jetzt noch für eine gewisse Unsicherheit.

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In der Schweiz wird bis zum Jahr 2030 ein großer Mangel an ICT-Fachkräften erwartet, mit einem Bedarf von fast 120.000 zusätzlichen IT-Profis. Aktuellen Prognosen zufolge werden jedoch etwa 38.700 die

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