Keyfacts:
Immer mehr Services werden immer umfassender von Cloud-Dienstleistern erbracht.
Die Entwicklung digitaler Tools ist nicht mehr nur Expert:innen vorbehalten.
„Arbeiten von überall“ ersetzt das klassische Homeoffice.
Technologie bestimmt unser Leben. Sie vernetzt unsere Welt, verändert die Art und Weise wie wir arbeiten, kommunizieren und konsumieren. Mit technologischen Neuerungen haben wir das Potenzial, gesellschaftliche Herausforderungen effizienter anzugehen und unser Leben ein Stück weit gerechter und gegen zukünftige Krisen besser gewappnet zu gestalten.
Aus Gesprächen mit Kund:innen und Expert:innen wissen wir, welche Trends unseren Alltag beruflich wie auch privat im nächsten Jahr maßgeblich beeinflussen werden. Die zehn wichtigsten beschreiben wir hier:
#1 Hyperscaler: Große Cloud-Dienstleister dominieren den Markt für Software- und IT-Dienstleistungen
Hyperscaler, große Cloud-Dienstleister, bieten Infrastrukturen, Plattformen, „Software as a Service“ (SaaS) und weitere IT-Lösungen aus einer Hand und ermöglichen Unternehmen so, ganzheitliche cloudbasierte IT-Welten aufzubauen. Der Markt dafür wird bereits jetzt von nur wenigen großen Anbietern dominiert. Diese Marktkonzentration wird 2022 weiter anziehen, trotz neuer Wettbewerber sowie regionaler Akteure und Nischenanbieter.
Zurückzuführen ist dies auf immer kürzere Innovationszyklen der Hyperscaler, welche von mehreren Jahren auf nur noch wenige Monate oder gar Wochen geschrumpft sind. Ein Resultat von enormen Forschungs- und Entwicklungsausgaben. Diese Investitionen ermöglichen den Hyperscalern zudem in immer weitere, bislang noch nicht Cloud-basierte IT-Felder vorzudringen. Mittelfristig werden sie so zu einem integralen Bestandteil der digitalen Transformation eines jeden Unternehmens.
Es ist davon auszugehen, dass die Cloud-Infrastruktur- und -Plattform-Dienstleister über diesen Weg zukünftig auch entscheidenden Einfluss auf die Datenstrategie ihrer Kund:innen sowie den Großteil der zukünftigen IT-Ökosysteme haben werden. Niedrigschwellige Dienstleistungen wie Software-Services in Kombination mit aktuellen Trends wie zum Beispiel ESG, könnten als Türöffner dienen. Langfristig ist davon auszugehen, dass die Cloud-Dienstleister alle IT-Megatrends wie künstliche Intelligenz (KI) oder auch Quantencomputing dominieren werden – entweder selbst oder mithilfe von Partner-Ökosystemen.
#2 Branchen-Clouds: Maßgeschneiderte Plattformen als nächster Entwicklungsschritt
Branchen-Clouds sind Cloud- und Datenplattformen, die auf die Bedürfnisse der jeweiligen Branche zugeschnitten sind. Sie stellen den nächsten evolutionären Schritt für Hyperscaler dar, weg von einem unspezifischen Technologiebetrieb, hin zu einer maßgeschneiderten Plattform, die auch sämtliche Aspekte von Macro- und Microanwendungen sowie des Datenmanagements bereitstellt. Branchen-Clouds gehen über „Platform as a Service“ (PaaS), SaaS sowie vertikal integrierte Branchenlösungen, Enterprise-Resource-Planning, CRM, Workflows und entsprechende Dienstleistungen hinaus.
Branchen-Clouds dürften den Trend zu standardisierten und vorkonfigurierten Cloud-Lösungen weiter verstärken und vielen Branchen zu einer umfassenden digitalen Transformation verhelfen. Unternehmen könnten so agiler werden und ihre Komplexität mit nahtlos aufeinander abgestimmten Cloud-Umgebungen reduzieren. Zudem könnten Geschwindigkeit und Kosten der IT-Modernisierung positiv beeinflusst werden, da Innovationen, Upgrades und Wartung automatisiert auf den Plattformen ablaufen. Mit diesen Modellen geben Hyperscaler ihrem Ökosystem aus Anbietern für Systemintegration und Software die nötige Reichweite, um de facto Branchenstandards zu etablieren.
#3 Quantencomputing: Kurzfristige Anwendungen versprechen die Optimie-rung komplexer Prozesse
Während Quantencomputer noch mindestens ein Jahrzehnt von einer weitverbreiteten Verwendung entfernt sein dürften, zeichnen sich Technologien auf dem Markt ab, die sich die quantenmechanischen Grundsätze zunutze machen. Diese haben das Potenzial, rechenleistungsstarke Branchen nachhaltig zu verändern.
Ein Beispiel ist die Unterstützung bei Optimierungsproblemen, welche bei Anwendung traditioneller Methoden oft schwer zu beheben sind. Dafür werden aktuelle Optimierungsalgorithmen mithilfe von quantenmechanischen Grundsätzen überarbeitet und beschleunigt. Insbesondere die Finanzdienstleistungs-, Biotech- und Pharmabranche könnten vom Quantencomputing profitieren, da sie hochgradig skalierbare Rechenleistungen benötigen.
#4 Metaverse: Geschäftsmodelle wechseln von physischen zu virtuellen Welten
Zukunftsorientierte Unternehmen arbeiten bereits jetzt an ihrem Auftritt im Metaverse – virtuellen Welten, in denen Nutzer:innen mithilfe von Avataren zusammenkommen und miteinander und ihrem Umfeld interagieren. Einige dieser Welten ermöglichen schon heute, dort digitales Eigentum basierend auf der Blockchain zu besitzen und dieses auch in Form von Non-Fungible Tokens (NTFs) öffentlich zu handeln. Auch wenn die technologische Entwicklung des Metaverse noch anhält, bereiten sich bereits jetzt Unternehmen auf eine daraus resultierende radikale Transformationswelle vor. Allerdings ist das Konzept des Metaverse in der breiten Öffentlichkeit noch recht unbekannt. So verwundert es nicht, dass viele Führungskräfte noch nicht recht wissen, wie sie damit umgehen sollen. Wichtig ist aber, das Metaverse nicht einfach als Science-Fiction-Hype abzutun, sondern im Auge zu behalten.
Aktuell versuchen immer mehr Unternehmen erste Erfahrungen in den bereits ausgerollten Anwendungsfeldern des Metaverse zu sammeln. Das kann die Auseinandersetzung mit NFTs oder auch den Kauf von Virtual-Reality-Headsets zum Eintauchen in die virtuellen Welten umfassen. Unternehmen, die diesbezüglich keine praktischen Erfahrungen sammeln, könnten schnell den Anschluss verlieren.
#5 KI: Eine wirksame Governance fördert die Akzeptanz
Die Vorteile des Einsatzes von KI sind unbestritten – allerdings gilt dies auch für die damit verbundenen Herausforderungen. Bestimmte Algorithmen können Vorurteile verstärken und die Privatsphäre verletzen; Technologien wie die Gesichtserkennung können diskriminierend sein. Eine zentrale Herausforderung ist deshalb die Schaffung von Vertrauen und Transparenz, nur dann kann das Potenzial von KI umfassend genutzt werden. Die Angst vor öffentlicher Kritik, hohe Kosten und der immense Aufwand zur Schaffung hinreichender Sicherheit bei KI-Anwendungen halten bislang viele Unternehmen davon ab, KI in größerem Umfang einzusetzen. Aber es zeichnen sich Mechanismen ab, wie Unternehmen bei der Validierung, Prüfung und Schaffung von Transparenz hinsichtlich KI unterstützt werden können.
Diese Ansätze, welche oft als AIOps (Artificial Intelligence for IT Operations, künstliche Intelligenz für den IT-Betrieb) bezeichnet werden, tragen dazu bei, den bisher vorhandenen Mangel an wirksamer Governance zu beheben. Sie unterstützen dabei, Vorurteile gegenüber KI abzubauen und Integrität sowie Fairness, Erklärbarkeit und Widerstandsfähigkeit während des gesamten KI-Lebenszyklus zu fördern. Entscheidend ist dabei, ein umfassendes Modell für die vertrauenswürdige und ethisch unbedenkliche Anwendung von KI zu entwickeln. Wenn Unternehmen dies richtig angehen, können so Akzeptanz, Skalierbarkeit, Geschwindigkeit und die Resultate von KI gesteigert werden.
#6 Cybersicherheit: Hacker als Herausforderung, Software Assurance als Wachstumsmarkt
Bereits vor Covid-19 haben Unternehmen neue Technologien schnellstmöglich auf den Markt gebracht. Dies hat sich aktuell noch einmal beschleunigt. Cybersicherheitsbedrohungen entwickeln sich jedoch noch viel schneller. Bei diesem Thema darf sich kein Unternehmen zurücklehnen und den Dingen freien Lauf lassen. Die Tage einsamer, einfacher Hobby-Hacker:innen im Kapuzenpulli sind vorbei: Unternehmen und Regierungen stehen organisierten Gruppen gegenüber, die mit Hilfe spezieller Teams, Preislisten und Support-Hotlines „Hacking as a Service” anbieten.
Da Cyberkriminelle bei der Ausübung ihrer Tätigkeit kreativ sind und kleinste Schlupflöcher nutzen, ist es zwingend erforderlich Schwachpunkte zu beseitigen. Verschleierungstechniken, wie das Umgehen von Erkennungsmaßnahmen und Sicherheitsprotokollen, setzen sich immer stärker durch, denn auch Hacker investieren in Weiterbildung, um über mehr Kenntnisse hinsichtlich Sicherheitstools zu verfügen als ihre Angriffsziele. Ein weiteres sich abzeichnendes Zukunftsthema ist Software Assurance, da Hacker:innen zunehmend Softwareanbieter infiltrieren und vertrauenswürdige Verbindungen nutzen, um unentdeckt Malware direkt im Umfeld von Unternehmen zu platzieren.
Diese Bedrohungsakteure lassen sich selbstverständlich nicht durch Datenschutz- und Datenhoheitsvorschriften aufhalten. Da sie nicht den gleichen Regeln folgen wie wir, ist es so als würde man gegen einen von vornherein überlegenen Gegner antreten. Genauso wie Marktrisiken erörtert und Umsetzungsstrategien entwickelt werden, müssen Unternehmen mehr Routine im Umgang mit Cyberrisiken erlangen. Dies kann durch Hinterfragen und Optimieren der bislang verwendeten Sicherheitsprogramme geschehen oder auch das Einbinden von Dienstleistern umfassen, die Software Assurance und die Echtzeit-Überwachung von Unternehmenstechnologielandschaften anbieten.
#7 ESG: Identifizierung und Aufbereitung ESG-relevanter Daten entscheidet über Erfolg
Die aktuellen ESG-Anstrengungen der Unternehmen resultieren nicht ausschließlich aus aufsichtsrechtlichen Vorgaben. Es sind vor allem die Endkund:innen, die immer stärker ESG-Informationen über Produkte und Dienstleistungen einfordern. Nur Unternehmen, die diese Erwartungen erfüllen, werden auch in Zukunft Marktanteile verteidigen und neue Märkte erschließen können. Voraussetzung hierfür ist, unternehmensseitig einen klaren Überblick über die gesamte Lieferkette zu erlangen.
Die Identifizierung ESG-relevanter Daten und die Schaffung einer Struktur für deren Erhebung und Verwaltung, sind für die Bewertung des Status quo von Unternehmen unabdingbar, ebenso für die Modellierung zukünftiger Szenarien und die Nachverfolgung von Fortschritten im Hinblick auf die ESG-Strategie. Das Auflösen von Datensilos innerhalb von Unternehmen kann bereits herausfordernd sein. Die größte Herausforderung stellen jedoch Lieferkettendaten dar, die von außerhalb des eigenen Geschäfts stammen. Kleine und mittelgroße Unternehmen verfügen häufig nicht über die dafür erforderlichen Kapazitäten. PaaS können in diesen Fällen die Lösung sein. Deshalb ist zu erwarten, das ERP-Anbieter ihr Angebot zugunsten von ESG-Anforderungen weiter überarbeiten und Tech-Anbieter ihre bestehende Software um ESG-Kapazitäten erweitern werden.
#8 Low-Code-/No-Code-Plattformen: Auf technologische Fortschritte müssen kulturelle Veränderungen folgen
Low-Code-/No-Code-Plattformen haben sich in den letzten Jahren fest etabliert. Sie ermöglichen es Nutzer:innen mit wenig oder gar keiner Erfahrung, mühelos Prototypen von Anwendungen zu entwerfen, diese zu iterieren und anzupassen. Die Softwareentwicklung kann so deutlich beschleunigt werden und ist auch preiswerter, was sich insbesondere bei großangelegten Digitalisierungsprojekten auszahlt. Viele Apps werden deshalb heute von der sogenannten „iGeneration” entwickelt – digital affinen Mitarbeiter:innen aus unterschiedlichen Fachrichtungen, die über grundlegende Programmierkenntnisse verfügen und Lust auf Innovationen und die Entwicklung digitaler Tools außerhalb ihres Fachgebiets haben.
Nun, da diese Technologie allgemein verfügbar und ihre Vorteile offensichtlich sind, müssen Unternehmen aber auch den damit verbundenen kulturellen Wandel vollziehen. Allerdings ist die Umstellung von einem Top-down- zu einem Bottom-up-Ansatz einfacher gesagt als getan. Die Demokratisierung von Technologie verändert die Dynamik in Unternehmen. Mit zunehmender Flexibilität und bereichsübergreifender Zusammenarbeit verändern sich auch lang etablierte Hierarchien. Geschäfts- und IT-Funktionen müssen enger miteinander verwoben werden. Während sich die Führungsebene an digitale Geschäftsmodelle gewöhnen muss, müssen CIOs beweisen, dass ihre Agenda zu spürbaren Geschäftsergebnissen führt. Um vom Potenzial der Low-Code-/No-Code-Technologie zu profitieren, müssen also auf technologische Fortschritte auch betriebliche und kulturelle Veränderungen folgen.
#9 Hybrides Arbeiten: Von überall zu arbeiten, fördert Produktivität und Wohlbefinden
Die Erwartungen der Arbeitnehmer:innen an ihren Arbeitsplatz wandeln sich. Vor der Pandemie mussten sich die Menschen nach der Technologie richten. Jetzt passt sich die Technologie den Menschen an, wo und wann sie arbeiten möchten. Hybrides Arbeiten hat für alle an Bedeutung gewonnen. Das heißt aber nicht unbedingt, dass die eine Hälfte der Arbeitszeit vom Büro und die andere von zu Hause aus geleistet werden muss, sondern dass die Mitarbeitenden frei über diese Gewichtung entscheiden können. Der Standard der Zukunft lautet nicht mehr „Arbeiten von zu Hause“, sondern „Arbeiten von überall”.
Unternehmen müssen den Erwartungen ihrer Mitarbeitenden in folgenden drei Bereichen mit mehr Flexibilität begegnen: Konnektivität, Talentmobilität und Wohlbefinden. Sollten Unternehmen diese Erwartungen nicht erfüllen, könnten sich die Mitarbeitenden mit ihrer Expertise im Gepäck schlichtweg neu orientieren. Eine verbesserte Arbeitsplatzflexibilität hilft Unternehmen zudem dabei, neue Talente zu finden, da der Ort der Arbeitserbringung als Ausschlusskriterium für Bewerber:innen wegfällt. Das Fazit lautet: Die Mitarbeitenden sind dann glücklich und produktiv, wenn Unternehmen ihnen die Wahl des Arbeitsplatzes überlassen – zu Hause, im Büro oder beides.
#10 Talente: Die Gewinnung von Fachkräften erfordert klare Karriereperspektiven
Die Nachfrage nach Talenten aus dem Tech-Bereich übersteigt das verfügbare Angebot bei Weitem. Daher sind Gewinnen und Binden von Digital-Expert:innen von größter Bedeutung. Unternehmen müssen sich von dem Gedanken verabschieden, dass hierfür allein die Vergütung ausschlaggebend ist. Fachkräfte mit erfolgskritischen Kompetenzen werden heutzutage von der Unternehmenskultur, flexiblen Arbeitszeiten, Diversität, Inklusion und Gleichberechtigung, ESG-Strategie, Investitionen in Innovation und neue Technologien, Weiterbildungsmöglichkeiten und Mobilität angelockt – alles Aspekte, die ein moderner digitaler Arbeitsplatz widerspiegeln sollte.
Aber wie können Unternehmen innovative Maßnahmen zur Personalgewinnung und -bindung wirksam umsetzen? Häufig stellen wir fest, dass im Technologiebereich ein klar umrissener Karriereweg fehlt. Nur das Angebot von Karrieremöglichkeiten, die Weiterbildung vorhandener sowie die Gewinnung junger Talente werden es Unternehmen erlauben, ihre Belegschaft langfristig an sich zu binden und an die wachsenden Herausforderungen des Marktes anzupassen.
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