Vor fast 100 Jahren prognostizierte der bekannte Ökonom John Maynard Keynes, dass die Wochenarbeitszeit bis zum Jahr 2030 auf 15 Stunden sinken würde, da technologischer Fortschritt das ökonomische Grundproblem der Existenzsicherung lösen würde. Dadurch könnten die Menschen mehr Zeit ihren nicht-ökonomischen Interessen widmen. Obwohl sich das Potenzial der Technologie und des Fortschritts bewahrheitet hat und der Wohlstand stark gestiegen ist, ist die Arbeitszeit in den Industrieländern nicht in dem von Keynes vorhergesagten Ausmaß gesunken.
Die Betriebsarbeitszeit beträgt in vielen Ländern immer noch rund 42 Stunden pro Woche, was nur 8 Stunden weniger ist als vor 100 Jahren. Produktivitätsgewinne und technologischer Fortschritt führen nicht zwangsläufig zu mehr Freizeit, da sich die Gesellschaft mit zunehmendem Wohlstand nach neuen Produkten und Erfahrungen sehnt.
Der Vergleich mit der Peer-Group und der Wunsch nach Konsumgütern treibt die Menschen dazu, mehr zu arbeiten, um sich diese leisten zu können. Die Möglichkeit, weniger zu arbeiten, wird von den meisten Menschen nicht als Option angesehen, da Arbeit nicht nur als Mittel zum Lebensunterhalt, sondern auch als sinnstiftend und erfüllend betrachtet wird.
Die Einführung von künstlicher Intelligenz könnte zwar Arbeitsplätze gefährden, aber die Geschichte zeigt, dass sich die Wirtschaft und Gesellschaft an technologische Veränderungen anpassen und neue Berufsfelder entstehen. Dennoch bleibt die Frage, wie der Wohlstand aufgeteilt wird und ob mehr Freizeit eine Option ist, obwohl moderne Technologien bereits heute die Haushaltsarbeit erleichtern.
Zu viel Freizeit könnte auch gesundheitliche Auswirkungen haben, wie Keynes bereits vor langer Zeit feststellte, da einige Menschen unter den depressiven Auswirkungen von zu viel Freizeit leiden könnten, wenn sie ihrer traditionellen Rolle beraubt werden.
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