Die Leistungsgesellschaft erlebt einen Wandel, bei dem emotionale Aspekte zunehmend wichtiger werden als reine Leistung. Insbesondere auf der Karriere-Plattform LinkedIn zeigt sich dieser Trend deutlich. Hier werden selbst banale Alltagserlebnisse zu lebensverändernden Momenten hochstilisiert und mit Pathos inszeniert. Die Online-Identität wird auf LinkedIn besonders intensiv gepflegt, und Millionen von Menschen berichten dort nicht nur über berufliche Ereignisse, sondern auch über persönliche Erfahrungen und Emotionen. Jobwechsel und Elternzeit werden als Meilensteine gefeiert und mit Likes und Herzchen belohnt. In dieser LinkedIn-Gesellschaft müssen auch Schreibtischjobs mit fancy klingenden Titeln aufwarten, und es gibt zahlreiche Networking-Events, die die Online-Selbstdarstellung in die Realität übertragen. Eine große Messe wie die "OMR" zieht Zehntausende von motivierten LinkedIn-Nutzern an, die sich inspirieren lassen und prominente Redner wie Sascha Lobo und Boris Becker hören. In einer Welt voller Krisen und Informationsüberflutung scheint die intellektuelle Kapitulation Einzug zu halten. Emotionen und Bestätigung von Fremden stehen höher im Kurs als rationale Argumentation und Kritik. Die Selbstdarstellung der Arbeit wird wichtiger als tatsächliche Leistung.
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